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Lisa Fuhr (Fotografie)
Ursula Jeshel (Text)
Mein Laden –
mein Leben
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Vorwort von Ursula Jeshel
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von
Lisa Fuhr und Ursula Jeshel
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Das Buch
118 Seiten, 86 Farbfotos, Festeinband, Format 21,0 x 22,0 cm, € 16,80 jetzt € 6,00
München im Oktober 2005,
ISBN 978-3-937090-10-8
MünchenVerlag (vormals Buchendorfer Verlag München)
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Vorwort
Ein Laden ist
immer so präsent und
lebendig wie sein Besitzer. Er ist wie „sein zweites Gesicht“, in
dem die Treue zu sich selbst, zum eigenen Handwerk, zur eigenen Kreativität
seine Spuren hinterlassen hat.
Meistens bleibt die Beziehung zwischen Laden und
seinem Besitzer auch dann unerschütterlich, wenn die tückischen Wendungen
wirtschaftlicher Hochs und Tiefs die existentielle Grundlage bedrohen. Für
das selbst geschaffene Stück Heimat auf kleinstem Raum lohnt sich der tägliche
Einsatz.
Der Laden ist ein Spiegel für das Leben. Immer ist seine Geschichte
eng mit der persönlichen Geschichte seines Besitzers verwoben. Wie sich
auch gesellschaftliche Veränderungen, manchmal über Generationen hinweg,
darin wieder finden.
In Literatur und Film spielt „der Laden“ oft
die Rolle als Fokus auf menschliche Verhältnisse. In Erwin Strittmaters
Roman „Der Laden“, den Jo Baier als TV-Dreiteiler verfilmte, reflektiert
als magischer Dreh- und Angelpunkt der Kramladen mit eigener Bäckerei der
Familie Matt in der Niederlausitzer Heide deutsche Geschichte von der Weimarer
Republik bis zur Gegenwart.
In ihrem Roman „Mrs. Dalloway“ beschwört
Virginia Woolf mit der Beschreibung eines Londoner Blumenladens mit seinen Ritterspornsträußen,
den Fliederdolden und Nelken, den Schwertlilien und den violetten, schneeweißen,
bleich getönten Wicken, als „wären es Mädchen in Musselinkleidern“ eine
Vision der zerbrechlichen Seelenlandschaft der Protagonistin, die in ihrer Lebenskrise über
die Vergänglichkeit allen Lebens nachgrübelt.
Lebendig in der Erinnerung
bleibt auch das Bild des Delikatessenladens in einer belebten Geschäftsstraße
eines Städtchens im Rheingau, von dessen appetitlichen Auslagen ein junger
Mann namens Felix Krull auf seinem täglichen Schulweg magisch angezogen
wird: „Man hört den Schlag der Glocke über der Eingangstür,
die beim Öffnen und Schließen von dem Zahn einer kurzen Metallstange
erfasst wird“ und dann steht man mit Felix verzaubert und nimmt die Atmosphäre
des Ortes auf, wo die Düfte von Honigkuchen, raffinierten Pralinés
und feiner Biskuits sich mit den Ausdünstungen von geräuchertem Lachs
und erdigen Trüffeln mischen. Wie bekannt, wird Felix Krull sein ganzes
Genie dafür einsetzen, um im späteren Leben an diesen Genüssen
des Lebens teilzuhaben. Der Laden als Schlaraffenland bei Thomas Mann.
Anders
bei Christa Wolff, die in ihren „Kindheitserinnerungen“ die kleinbürgerlichen
Lebensverhältnisse beschreibt, in denen die kleine Nelly aufwächst,
wo das Eckschaufenster des väterlichen Ladens mit Kathreiner-Malzkaffee
und Knorr`s Suppenwürsten dekoriert ist. Ein paar Straßen weiter unterbietet
der Kaufmann Rambow in seinem Laden die Zuckerpreise, um die Konkurrenz nebenan
auszustechen. Später wird sich Kaufmann Rambows Laden in einen Genossenschaftsladen
verwandeln. Wie die Verhältnisse sich ändern im Laufe der Zeit, so
verändern sich die Gesichter der Menschen und mit ihnen verändern sich
die Dinge um sie herum.
Der klassische Laden ist vom Aussterben bedroht. Kleine
selbstständige Einzelhändler werden endgültig aus deutschen Innenstädten
verdrängt und die Konzentration von Discountern und großen Marktketten
nimmt zu. Tatsachen, die nicht wegzuleugnen sind.
Aber ebenso ist es eine Tatsache,
dass sich immer wieder junge, kreative Leute mutig gegen den Trend der Zeit stellen,
sich auf das eigene Handwerk, auf eigenes Können und Wissen verlassen und
sich mit einem eigenen Laden selbstständig machen. An innovativen Geschäftsideen
mangelt es nicht und das Publikum applaudiert.
Ursula Jeshel
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